1.11.2014
Nach einer mehrstündigen Fahrt in zwei gut ausgestatteten und komfortablen Toyota Landcruisern unseres Partnerunternehmens Asilia erreichen wir am frühen Nachmittag den Tarangire Nationalpark. Nicht weit von uns entfernt türmen sich bedrohliche graue Wolken auf. Sicher wird es nicht mehr lange dauern, bis es den ersten Schauer gibt. Heute, am 1. November 2014, bringen wir den von Pflanzen und Tieren schon ersehnten ersten Regen mit nach Tarangire. In der Serengeti hatte der Regen in diesem Jahr bereits früh eingesetzt. Ich bin sehr gespannt, wie sich unsere Inforeise zu Beginn der kleinen Regenzeit gestalten wird und welche Tiere wir zu Gesicht bekommen werden. Die Landschaft des Tarangire Nationalparks begeistert mich auf Anhieb. Zu unserer Linken befinden sich die derzeit fast ausgetrockneten Silale-Sümpfe, zu unserer Rechten von Schirmakazien geprägtes Buschland. Die weiten Ebenen der Grassavanne wechseln sich mit hügeligen Gebieten ab.
Schon auf unserer Anreise zum Little Oliver’s Camp sehen wir viele Tiere. Zebras grasen am Wegesrand, mehrere Antilopenarten, darunter Riedböcke und Wasserböcke, sind zu sehen. Gnuherden kreuzen unseren Weg und galoppieren vor unseren Fahrzeugen davon. Mehrere Adler sitzen auf den Bäumen und ein Schakal nagt genüsslich an einem Gnu-Gerippe. Sogar ein paar Elefanten sind zu sehen und einer von ihnen kommt nah an unser Fahrzeug heran.
Little Oliver’s Camp
Bei unserer Ankunft im Little Oliver’s Camp werden wir vom Camp-Manager Alex und seinem Team herzlich willkommen geheißen. Mit unserem Begrüßungsdrink in der Hand bekommen wir im offenen Loungebereich ein kurzes Briefing über das Camp, bevor ich mit meiner Zimmerkollegin Daniela aus Österreich unser Hauszelt beziehe. Im Little Oliver’s Camp gibt es nur fünf Zelte, so dass man hier die besondere Nähe zur Natur mit nur wenigen anderen Gästen teilt. Die einzelnen Zelte werden über Sandwege erreicht und bieten durch den großen Abstand zueinander eine angenehme Privatsphäre. Sie sind sehr geräumig und geschmackvoll eingerichtet. Zur Ausstattung gehört neben bequemen Betten, einem offenen Kleiderschrank mit viel Stauraum sowie einem Schreibtisch mit Stuhl auch ein in einer Truhe befestigter Safe. Das Telefon wird hier durch ein Walkie-Talkie ersetzt, durch das die Gäste mit den Angestellten des Camps in Kontakt bleiben. Da das Camp nicht umzäunt ist und sich somit alle Tiere frei durch das Camp bewegen können, darf man nach Anbruch der Dunkelheit sein Zelt nur in Begleitung eines Askari (Swahili: Soldat), eines Angestellten des Camps, verlassen. Auch das Badezimmer im hinteren Teil des Zeltes ist großzügig geschnitten. Man hat sogar die Wahl zwischen einer Innen- und einer Außendusche. Auf der Veranda des Zeltes kann man sich zwischen den einzelnen Pirschaktivitäten auf bequemen Liegestühlen ausruhen und den Blick über das reizvolle Buschland schweifen lassen.
Nachdem ich mich häuslich eingerichtet und die angenehm warme Innendusche getestet habe, probiere ich aus, ob es mit der Verständigung per Funkgerät klappt. Kurze Zeit später holt mich auch schon ein Askari an meinem Zelt ab und begleitet mich zum Aufenthaltsbereich. Aufgrund des Regens konnte leider kein Lagerfeuer entzündet werden. Daher genießen wir heute unseren Aperitif auf den gemütlichen Sofas der Lounge. Die Getränke sind bis auf wenige Ausnahmen bereits im Preis inbegriffen. Nach einem reichhaltigen, schmackhaften 3-Gänge-Menü ziehe ich mich schon früh in mein Zelt zurück – Safari und so viel frische Luft machen müde. Die Zeltwände schließen wir heute Nacht nicht. Nur die Moskitonetze rund um das Zelt trennen uns von der herrlichen Natur. Ich lausche noch eine Weile dem Zirpen der Zikaden und dem Konzert der Frösche, das vom Tal des Tarangire-Flusses bis zu unserem Camp hinauf schallt.
Während der Morgendämmerung erwache ich durch das wunderschöne Konzert der afrikanischen Vogelwelt. Der Gesang der Vögel klingt hier ganz anders als in Europa.
Pirschfahrt im Tarangire-Nationalpark
Heute geht es schon früh los, eine Pirschfahrt im offenen Geländewagen des Camps steht auf dem Programm. Wir fahren zunächst in Richtung der Silale-Sümpfe. Von den erhöhten komfortablen Sitzen unseres Safari-Fahrzeugs bietet sich uns ein herrlicher Ausblick auf die Savanne. Da es keine Mittelsitze gibt, können alle Gäste diese Aussicht genießen. Heute Morgen fahren wir längere Strecken, ohne ein einziges Tier zu sehen. Es scheint, als seien sie alle ausgeflogen. Durch den gestrigen Regen haben sie sich wohl recht schnell auf andere Teile des Parks verteilt. Auf einer tiefen, holprigen Spur durchqueren wir das ausgetrocknete Sumpfgebiet. In einiger Entfernung ist eine Herde Hartebeest zu erkennen und am Wegesrand sehen wir einige Strauße, die es recht eilig zu haben scheinen. Kurze Zeit später entdecken wir einen eingestürzten Termitenhügel, in dem es sich Zwergmangusten gemütlich gemacht haben. Einige von ihnen kommen aus ihrem Bau hervor und recken ihre Köpfe in die Höhe. Wir sind von den putzigen Tieren so fasziniert, dass wir fast gar nicht bemerken, was sich neben dem Termitenhügel abspielt. Gerade noch erkennen wir, wie eine Katze durch die hohen Gräser streift. Wir sind unsicher, ob Rücken und Schwanz des Tieres einem Leoparden gehören. Unser Guide bestätigt uns, dass es tatsächlich ein junger Leopard ist. Dann gibt er Vollgas, da er versuchen möchte, von einer anderen Seite kommend dem Tier den Weg abzuschneiden. Unsere Haare wehen im Fahrtwind und wir fliegen regelrecht über die Savanne. Auf der anderen Seite der Grasebene angekommen, scannt unser Guide das Terrain mit dem Fernglas. Leider ist der Leopard aber nirgends zu sehen und so gönnen wir uns dann an einem Aussichtspunkt eine Pause. Bei einer Tasse Tee genieße ich den Ausblick auf die Silale-Sümpfe. Dort in der Ferne sind viele Elefanten als schwarze Punkte erkennbar. Auf unserem Rückweg zum Little Oliver’s Camp sind auf einmal viele Tiere zu sehen. Zebras stehen am Wegesrand, Landschildkröten überqueren gemächlich die Sandpiste und viele Elefanten, sogar mit Jungtieren, kommen teilweise bis nah an unser Fahrzeug heran. Viele weitere Tierarten zeigen sich: ein Schakal, Gnus, Warzenschweine, ein Löffelhund und unterschiedliche Antilopenarten, darunter Dik Diks und sogar eine Elenantilope. Unser Fahrer unterhält sich mit einem uns entgegenkommenden Guide. Es scheint, als hätte die andere Gruppe etwas Interessantes gesichtet. Und tatsächlich: unser Guide berichtet, dass die anderen einen Gepard gesehen haben. Nochmals gibt er Gas. Auch wir haben Glück und finden den Gepard. Er liegt allerdings weit entfernt im Schatten eines Baumes. Durch mein Fernglas ist der Kopf, der sich mehrmals hebt und wieder senkt, erkennbar. Das Foto bleibt dann allerdings ein „Katzen-Suchbild“. So stark ist mein Teleobjektiv leider nicht. Nach einer spannenden Pirschfahrt kehren wir zufrieden ins Camp zurück, wo uns ein gutes Mittagessen in Buffetform erwartet.
Bevor die nächste Pirschaktivität beginnt, bleibt noch etwas Zeit. Auf der Veranda meines Zeltes mache ich mir Notizen für meinen Reisebericht und genieße die wunderschöne Aussicht auf die Buschsavanne. Wenige Meter vor meiner Veranda huscht ein Dik-Dik-Pärchen durch das Gebüsch.
Auf Pirschwanderung in Tarangire
Am späten Nachmittag treffen wir uns zur Pirschwanderung. Camp-Manager Alex wird uns begleiten. Er hat schon sein Gewehr geschultert und trägt einen Gürtel mit Munition. Auch ein Massai sowie ein Ranger werden dabei sein. Nach einer kurzen Einweisung geht es los und ich bin gespannt, was wir erleben werden. Alex ist ein sehr guter Guide. Er teilt mit uns sein umfangreiches Wissen über die afrikanische Pflanzen- und Tierwelt. So erfahren wir z.B., dass Dik-Diks ihr Territorium mit einer wachsartigen Tränenflüssigkeit markieren, Elefanten so schlechte Nahrungsverwerter sind, dass sie am Tag 16-18 Stunden fressen müssen und warum Hyänendung weiß ist. Wir gehen hinunter in Richtung Tarangire-Fluss. Auf unserem Weg dorthin finden wir einen Kokon einer Gottesanbeterin und sehen in einer Baumkrone den Schädel eines Wasserbocks, den ein Leopard dort hinauf geschleppt hat. Es ist eine besondere Erfahrung, zu Fuß inmitten der Wildnis unterwegs zu sein. In einiger Entfernung beobachten wir Hartebeest, Zebras, zwei Elefanten sowie einen Strauß und einen Wasserbock. Am Tarangire-Fluss angekommen, sehen wir einige Riedböcke, die scheu davonlaufen. Es ist schade, dass wir kurze Zeit später wieder umkehren müssen, um bei Einbruch der Dämmerung wieder im Camp zu sein. Zum krönenden Abschluss dieser schönen Buschwanderung entdecken wir noch zwei Honigdachse, die durch das Gebüsch huschen. Die hauptsächlich nachtaktiven Tiere hatte ich bisher nur selten gesehen.
Nachtpirschfahrt
Kurze Zeit später unternehmen wir noch eine Nachtpirschfahrt im offenen Safarifahrzeug. Leider regnet es, aber unsere Guides sind bestens vorbereitet und verteilen dicke Regenponchos. Wegen des Regens ziehen sich die meisten Tiere heute Abend ins Gebüsch zurück. Unsere Guides entdecken ein Buschbaby, das wir allerdings nur erahnen können. Wir bekommen noch einige Zebras, Antilopen und einen Fuchs zu Gesicht, bevor wir uns auf den Rückweg machen.
Im Camp erwartet uns ein leckeres Abendessen mit grüner Bananensuppe, einem Buffet mit allerlei tansanischen Spezialitäten und Malva Pudding. Vor der Nachtruhe genieße ich heute von der Außendusche meines Zeltes den Blick in den afrikanischen Himmel und lausche dann wieder den Geräuschen der Nacht.
Am nächsten Morgen heißt es aufbrechen. Bevor wir unsere Reise fortsetzen, besichtigen wir zunächst den „großen Bruder“, das Oliver’s Camp. Da es nur zehn Zelte gibt, teilt man die herrliche Natur auch hier nur mit wenigen anderen Gästen. Das Camp verfügt über einen offenen Aufenthalts- und Essbereich sowie eine Holzplattform etwas abseits des Hauptbereiches, auf der „private dinner“ arrangiert werden können. Die Ausstattung der Zelte ist wie im Little Oliver’s. Neben einem Familienzelt (Kinder sind ab 6 Jahren willkommen) gibt es auch eine Honeymoon-Suite mit einer Doppeldusche unter freiem Himmel. Das Besondere ist, dass der Holzboden der Dusche entfernt werden kann und sich darunter eine Badewanne befindet.
Sehr gute Tiersichtungen hindern uns heute daran, unseren Zeitplan genau einzuhalten, denn die Fahrt in Richtung Parkausgang ist nochmal ein echtes Highlight. Ein großer Adler, der einen Steinbock erbeutet hat, sitzt nur wenige Meter von unserem Fahrzeug entfernt. Viele Geier hocken auf einem umgestürzten Baum, weitere fressen die Reste von einem Gerippe ab. Kurze Zeit später überquert vor uns eine große Büffelherde gemächlich den Weg. Eine Elefantenfamilie kommt bis dicht an unseren Wagen heran. Ein winziges Elefantenbaby liegt im Gras. Immer wieder stupst seine Mutter es an, um es zum Laufen zu ermutigen. Es ist wohl erst ein paar Tage alt und noch schwach. Nach wenigen Schritten legt es sich wieder hin. Zum Abschluss dieser besonders schönen Pirschfahrt sehen wir noch einen Löffelhund, der direkt am Wegesrand liegt. Das niedliche Tier mit den großen spitzen Ohren sieht uns etwas müde an. Wahrscheinlich haben wir es während eines Nickerchens gestört. Unser Weg führt ins dann weiter in Richtung Kraterhochland. Mein Aufenthalt in Tarangire und im Little Oliver’s Camp hat mir sehr gut gefallen und ich freue mich schon auf meinen nächsten Besuch.