Wie bereits bei den Seeigeln führt unsere aktuelle Pirschfahrt wieder an die Küste des Indischen Ozeans in Tansania und Kenia. Hier gibt es verschiedene Arten von Meeresschildkröten, die mit etwas Glück beim Schnorcheln und Tauchen zu sehen sind und die im warmen Sand an bestimmten Plätzen entlang der Küste ihre Eier ablegen.
Innerhalb der Reptilien bilden Schildkröten eine eigene Ordnung und Meeresschildkröten eine besondere Familie. Vor rund 200 Millionen Jahren hat sich die Spezies vom Land- zum Wasserbewohner weiterentwickelt. Es gibt sechs bis sieben Unterkategorien, von denen eine die Bezeichnung „Suppenschildkröte“ trägt. Weitere Arten sind die echte und unechte Karettschildkröte, Bastardschildkröten und Wallriffschildkröten. Je nach Art können sie bis zu 150 Zentimeter groß und über 100 Kilogramm schwer werden. Unter dem Oberbegriff „Meeresschildkröte“ ist auch häufig die Lederschildkröte gemeint. Aufgrund ihrer Anatomie stellt sie jedoch eine Sondergattung dar, denn sie hat keinen festen Hornpanzer, sondern eine dicke Lederhaut, die das Knochengerüst umschließt. Lederschildkröten sind die größten im Wasser lebenden Schildkröten und kommen in vielen, auch kälteren, Gewässern vor. Sie können über 2,50 Meter lang werden und bringen es auf rund 700 Kilogramm Gewicht.
Anatomisch sind die Schildkröten perfekt an ihren Lebensraum angepasst. Im Gegensatz zu ihren Verwandten auf dem Land können sie zwar den Kopf nicht mehr einziehen, haben aber extrem lange Vorderbeine, die zu Schwimmflossen geformt sind. Auch die Körperform ist stromlinienförmiger. Hier eine Animation der University of Wisconsin, die die Schwimmbewegungen am Computer darstellen:
Wissenschaftler haben übrigens herausgefunden, dass Lederschildkröten ihr Lungenvolumen beim Abtauchen so stark verringern können, dass sie praktisch keinen Auftrieb mehr haben. Die Lunge kollabiert und die Schildkröte versorgt sich über die Sauerstoffvorräte in Muskeln und Blut. Außerdem wurde festgestellt, dass dicke Meeresschildkröten schneller schwimmen können als ihre dünnen Artgenossen, weil letztere vermutlich ihre Flossen nicht so weit unter dem Körper zusammenführen können und damit Kraft verlieren.
Meeresschildkröten verbringen ihr ganzes Leben im Wasser und sind „philopathisch“, d.h. sie kehren wieder an den Ort ihrer Geburt zurück, um dort ihre Eier abzulegen. In den Jahren dazwischen legen sie Tausende Kilometer zurück und orientieren sich dabei am Magnetfeld der Erde. Die Eiablage erfolgt in mehreren Nächten hintereinander. Dabei gräbt das Schildkrötenweibchen ein Loch in den Sand und legt bis zu 100 Eier ab. Dies wiederholt sich bis zu 14 Tage hintereinander, danach benötigt das Weibchen wieder zwei bis drei Jahre Pause. Die Schildkröten kehren zwar an ihren Geburtsstrand zurück, müssen diesen jedoch möglichst unverändert vorfinden. Baumaßnahmen, Verschmutzung oder auch Lichtquellen stören die Schildkröten. Sie legen dann ihre Eier nicht in den Sand ab, sondern kehren ins Meer zurück und verlieren unter Umständen das Gelege.
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Brutplätze von Lederschildkröten (gelb: kleinere Brutplätze, rot: große Populationen) © Wikimedia Commons
Svenja war 2010 dabei, als kleine Schildkröten vor am Strand von Ras Kutani (Tansania) geschlüpft sind.
Durch die Sonnenwärme werden die Eier ausgebrütet. Das Geschlecht der kleinen Schildkröten wird durch die Temperatur bestimmt – beträgt sie über 30 Grad, entwickeln sich Weibchen, bei kälteren Temperaturen schlüpfen Männchen. Die Nester werden nicht selten durch Fressfeinde geplündert. Auch Stürme können die Nester freilegen und so zerstören. Die frisch geschlüpften Schildkröten machen sich gemeinsam auf den Weg zum Meer. Auch hier lauern wieder viele Gefahren. Neben Vögeln und kleineren Raubtieren ist auch der Mensch eine Gefahr, wenn die Schildkrötenbabies durch eine Lichtquelle in die falsche Richtung gelenkt werden. Hier gibt es ein schönes Video (für Kinder), dass die Entwicklung von Schildkröten zeigt (englisch mit deutschen Untertiteln):
Wie bei allen anderen Tieren ist der Mensch der größte Feind der Meeresschildkröten. Nicht umsonst tragen einige den Namen „Suppenschildkröten“ und werden als Delikatesse vor allem im asiatischen Raum angesehen. Ebenso sind das Schildkrötenleder und das Schildpatt aus den Panzern begehrte Luxusartikel. Aus dem Fett der Schildkröten wird ein Öl gewonnen, dem man in Asien und Afrika heilende Wirkung bei Asthma nachsagt. Die zunehmende Meeresverschmutzung macht auch den Schildkröten schwer zu schaffen. Sie halten Plastiktüten für Quallen oder fressen Plastikmüll, was zu Blockaden führt. Viele Tiere verenden daran qualvoll. Oft verfangen sich die Meeresbewohner auch in Fischernetzen oder bekommen Krebsgeschwüre durch das chemisch verseuchte Wasser.
Es gibt viele Hilfsprojekte an den „Turtle Beaches“, also überall dort, wo Schildkröten Eier ablegen. Hauptaufgaben sind hier der Schutz der Gelege, aber auch die Versorgung verletzter Tiere, wissenschaftliche Forschungsarbeit und vor allem in Entwicklungsländern Aufklärung der Bevölkerung.
Besucher sind in den meisten der Auffangstationen herzlich willkommen, denn sie finanzieren sich fast ausschließlich von Spenden.
Bei einer Inforeise habe ich den „Local Ocean Trust“ in Watamu besucht. Hier geht’s zum Reisebericht.