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Channel: Tansania – Outback Afrika
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Durch das Ngorongorohochland in die Serengeti

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Hinter dem Tor der Endoro Lodge beginnt wieder das richtige Tansania mit holprigen Straßen und Menschen, die in einfachen Hütten leben. Wir begegnen Kindern, die Wassereimer auf Kopf den Berg hoch schleppen, Fahrräder schieben oder einen Viehkarren zum Transport benutzen. In mir regt sich das schlechte Gewissen, wenn ich an die luxuriöse Außendusche und den Pool der Endoro Lodge denke. Warum ist für eine Lodge möglich, eine Wasserleitung zu legen und im Dorf nicht? Unseren Fahrer Erick mag ich nicht fragen, er muss sich voll auf die holprige Straße konzentrieren. Die Antwort liegt aber auf der Hand – es ist alles eine Geldfrage. Nur rund die Hälfte der Tansanier hat einen festen Job, alle anderen halten sich mit Gelegenheitsjobs und dem Eigenanbau von Gemüse und Mais über Wasser. Die Zahl ist auch nur geschätzt, weil es kein zentrales Erfassungssystem gibt.

Wir haben die Hauptstraße in Karatu erreicht. Hier herrscht reges Treiben und überall hängen große Plakate mit den Kandidaten für die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen. Wir fragen Erick, wen er wählen wird. Er antwortet unverbindlich, tendiert aber zur Opposition. „Die sollen mal zeigen, dass sie es besser können“. Es ist wie überall auf der Welt – viele Versprechungen und wenig Resultate.

 

Wir passieren das Tor zum Ngorongoro-Schutzgebiet und die Straße windet sich in Serpentinen am äußeren Kraterrand hinauf. Es wird deutlich kälter. Der erste Stopp ist obligatorisch am Aussichtspunkt in den Ngorongoro-Krater, kurz darauf halten wir nochmals am Grabstein von Michael Grzimek an, der 1959 bei den Dreharbeiten zu „Serengeti darf nicht sterben“ durch den Absturz seines Flugzeuges ums Leben kam. Die rotbraune Erde, die durch die Trockenheit durch die Autos aufgewirbelt wird, hat die Pflanzen am Straßenrand eingepudert und ihnen ein fast künstliches Aussehen verliehen. Wir fahren am Tor der „Ngorongoro Crater Lodge“ vorbei. Es sieht ein bisschen wie Disneyland aus und wirkt deplatziert. „1700 Dollar pro Nacht“ ist Ericks einziger Kommentar dazu.

Die Straße führt nun stetig bergab entlang der Bergflanke hinunter in die Serengeti-Ebene. Wir kommen an Massaidörfern vorbei und sehen Rinder- und Ziegenherden. Einige schwarz gekleidete und bemalte Jungs stehen am Straßenrand und hoffen auf Touristen, die sie fotografieren und dafür einige Dollar springen lassen. Wir machen schnell ein paar Schnappschüsse von den Dörfern, bevor uns die Massai entdecken und fahren weiter. An einem Hang stehen mehrere Giraffen in den Büschen – je länger wir hinblicken, desto mehr scheinen es zu werden. Wir erreichen das Serengeti-Gate und blicken in die weite, baumlose Ebene.

„Der Haussegen hängt in der Serengeti schief“

scherzen wir, als wir das Gate passieren. Das Serengeti-Schild hängt nur noch auf einer Seite fest und deshalb natürlich schief. Es ist dunstig, einige Fahrzeuge vor uns haben ordentlich Staub aufgewirbelt. Eine Schar Geier treibt ihr Unwesen in der weiten Ebene. Leider sind sie sehr weit entfernt und sehen deshalb nicht, was für ein Kadaver da liegt. Ein paar Impalas und Kuhantilopen grasen in aller Seelenruhe.

Erick erspäht mit seinen Adleraugen einen Geparden, der gut getarnt unter einem Baum im hohen Gras liegt. Wir warten eine Weile und er dreht sich einmal kurz um, bleibt aber liegen. Einige Thomson-Gazellen wackeln ganz aufgeregt mit dem Schwanz und der Fahrer eines anderen Pirschfahrzeuges teilt uns mit, dass hier eben ein Leopard gesichtet wurde. Also warten wir mit den anderen Fahrzeugen und tatsächlich lässt er sich blicken – allerdings an einer ganz anderen Stelle als vermutet und auch sehr weit weg. Schade… das wäre mein erster Leopard gewesen.Kurz danach finden wir aber einen friedlich schlummernden Leo in einem Baum und noch einen zweiten später am Nachmittag.

Wir machen Rast auf einem Picknickplatz. Hier tummeln sich zahlreiche Klippschliefer (Hyrax) und Schlankichneumone (Mongoos) und hoffen einen kleinen Mittagssnack. Auch Glanzstare und Ohrfleck-Bartvögel gesellen sich zu uns. Wir füttern sie nicht mit Absicht, aber ein paar Krümel fallen doch immer beim Essen vom Tisch. Damit leben die possierlichen Tiere ganz gut und wir Touristen haben die Möglichkeit, sie in aller Ruhe zu fotografieren.

Die Pirschfahrt bringt reichlich Ausbeute, wir sehen Löwen, Hippos, Giraffen und ein Krokodil. Es ist so dick, dass es eine ganze Antilope verspeist haben muss und sich kaum bewegen kann. Erick grinst – er wird es sicher in ein paar Tagen seinen nächsten Kunden auch noch zeigen können. Wir erreichen das Serengeti View Camp, unsere Basis-Station für die nächsten zwei Tage pünktlich zum Sundowner.


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