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Channel: Tansania – Outback Afrika
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Tagestour durch den Arusha Nationalpark

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Der Tag beginnt sonnig – perfektes Wetter für eine Tagestour in den Arusha Nationalpark. Mit mir sind heute Horst und Martin unterwegs. Sie starten morgen zu einer dreiwöchigen privaten Fotosafari mit Camping und einem eigenen Koch. Ihr Programm hört sich spannend an. Außerdem ist Monika dabei – sie wird mit mir auf die Safari in die Serengeti gehen. Im Arusha Nationalpark kann man auch Wanderungen unternehmen, jedoch ist dies aufwändiger und teurer, deshalb machen wir eine klassische Pirschfahrt-Tour mit dem Jeep.

Der Arusha Nationalpark liegt westlich des Kilimanjaromassivs und erstreckt sich bis an die östlichen Hänge des Mt. Meru. Der Rest des Berges ist ein Regenwald-Schutzgebiet. Der Nationalpark gehört zu den kleineren Parks in Tansania und manche sagen, er wäre auch recht langweilig. Das liegt vor allem daran, dass es hier keine Raubkatzen und Nashörner gibt. Elefanten werden dagegen ab und zu gesichtet, wenn sie vom kenianischen Amboseli-Park auf der anderen Seite des Kilimanjaro-Massivs vorbei in Richtung Süden wandern. Dies kommt aber recht selten vor.

Der Besuch lohnt sich trotzdem, denn hier im Arusha Nationalpark gibt es eine größere Anzahl Giraffen und verschiedene Antilopenarten, außerdem die schwarzweißen Colobusaffen und zu bestimmten Jahreszeiten viele Flamingos.

Die Topografie des Parks vereint verschiedene Landschaftsformen und Vegetationzonen. Die „kleine Serengeti“ ist eine offene Savannenebene. Der Ngurdotokrater, wie auch der große Ngorongoro-Krater eine Caldera, ist sumpfig. Das Befahren des Kraterbodens ist hier jedoch nicht möglich. Die Momella-Seen sind stark alkalisch, an den Mt. Meru-Hängen gedeiht Regen- und Nebelwald.

Das Ngorongare-Gate ist nur rund zwei Kilometer von der Meru View Lodge entfernt. Während sich Hashid, unser heutiger Fahrer, um die Formalitäten kümmert, amüsieren wir uns über die echt aussehende Elefantenstatue. Westlich von uns ragt der Mt. Meru auf. Um seinen Gipfel herum wabern unnatürlich gelbe Wolken. Fast sieht es so aus, als wäre der erloschene Vulkan wieder zum Leben erwacht und schwefligen Dampf ausstoßen. Ein LKW mit Arbeitern kommt vorbei. Durch den Nationalpark führt eine öffentliche Straße, die Arusha mit kleineren Dörfern im Norden des Parks verbindet.

Uns begegnen die ersten Tiere auf der trockenen Grasebene der „kleinen Serengeti“. Zebras und ein Wasserbock, einige Giraffen, Büffel und, recht selten anzutreffen, ein Buschbock. Eine Gruppe Paviane sitzt mitten auf dem sonnigen Weg und pflegt untereinander soziale Kontakte. Die Colobusaffen machen sich dagegen rar, wir begegnen ihnen den ganzen Tag nicht. Ab und zu hören wir es nur in den Baumwipfeln rascheln.

An einem Aussichtspunkt halten wir und haben für einige Minuten einen fast freien Blick auf den Kilimanjaro, bevor sich wieder Wolken vor den schneebedeckten Gipfel schieben. Wir genießen den majestätischen Anblick in andächtiger Stille.

Über eine Brücke, die über einen Fluss mit befestigter Uferböschung führt, gelangen wir zum berühmten „Fig Tree“. Die zwei zusammengewachsenen Feigenbäume sind ein beliebtes Fotomotiv und wir posieren ebenfalls. Dann bitten wir Hashid, das Auto halb unter den Baum zu fahren und Horst macht einige sensationelle Aufnahmen mit einem Fischaugenobjektiv, bei denen es scheint, als würde das Auto im Baum fest stecken. Auf der anderen Seite des Baumes kommen wir nicht weiter, große Erdhaufen wurden zur Straßenausbesserung aufgeschüttet. Also wenden wir und erreichen das Momella Gate. Unweit des Gates stehen die berühmte „Hatari Lodge“ und die „Momella Wildlife Lodge“.

Die gelben Wolken über dem Gipfel des Mt. Meru werden immer dichter und bedrohlicher und nun sieht man auch den Grund: Es brennt an den bewaldeten Hängen. Das Feuer frisst sich von der Rückseite nun über die Flanke auf die Vorderseite des Berges durch. Die Ranger beobachten es mit Besorgnis, können aber nichts dagegen tun. Wasser ist knapp um diese Jahreszeit und Löschflugzeuge gibt es hier nicht. Einige Bergwanderer müssen ihren Aufstieg abbrechen, um sich nicht in Gefahr zu bringen.

Wir fahren weiter und treffen auf eine Gruppe von sechs Giraffen. Junge Bullen, erkennbar an den abgeschubberten Hörnern. Hier im Arusha Nationalpark gibt es ausschließlich Massai-Giraffen. Sie sind an den sternförmigen Flecken (Rosetten) erkennbar, haben zwei Hörner und eine kleine Beule auf der Stirn. Die Giraffen haben es nicht eilig. Es ist immer wieder schön, diese eleganten Tiere im Zeitlupengang laufen zu sehen. Wir beobachten außerdem einen Mohrenhabicht, der von Baum zu Baum fliegt.

Weitere Giraffen grasen in den Büschen am Ufer des Momella-Sees. Wir machen Mittagspause an einem erhöhten Picknickplatz, während unten bei den Autos eine Giraffe ganz entspannt vorbei promeniert. Viele Wasservögel sind im Moment nicht da. Der Wasserstand ist niedrig. In einem Tümpel mit Frischwasser taucht kurz ein Hippo auf, verschwindet aber schnell wieder. Ein Kaffernbüffel grast im Ufergebüsch. Wir machen einen kurzen Stopp an dem kleinen Museum des Parks. Die ausgestopften Vögel sind nicht so mein Ding, ich mag sie lieber zwitschernd und herumflatternd in den Bäumen der Meru View Lodge. Am Museum ist auch ein Toilettenhäuschen und wieder einmal bewährt es sich, seine Kamera in absolut jeder Situation dabei zu haben. Eine Spinne hat ein Netz über den Weg gebaut und hängt direkt über unseren Köpfen. Bei näherer Betrachtung ist diese Spinne ein absolut ungewöhnliches Geschöpf mit dreieckigem Körper und großen, nach vorn ragenden Greifern. Keiner von uns hat so etwas bisher schon einmal gesehen. Unser Superfotograf Horst schafft es, die Spinne auf ein Makrobild zu bannen. Ich kriege es leider nicht hin, die Kamera fokussiert das kleine Krabbeltier nicht.

Wir genießen den Blick in den Ngurdoto Krater und jagen mit der Kamera noch einen Trompeten-Hornvogel. Leider ist er weit weg, aber man kann seine stattliche Größe erahnen. Nach einer letzten Giraffe kurz am Parkausgang kehren wir in die Meru View Lodge zurück und diskutieren immer noch eifrig über die Spinne. Die Google-Suche bleibt zunächst erfolglos, beim Durchblättern von Bildern tansanischer Spinnenarten stoße ich aber auf ein ähnliches Foto. Es ist eine Büffelspinne. Ihre Greifer erinnern an Büffelhörner. Diese Tierart kannten selbst Horst und Debbie (Bachmann, die Eigentümer von Wilkinson Tours), mit denen wir zu Abend essen, noch nicht.

Alle sind sich einig, dass der Arusha Nationalpark trotz fehlender Raubkatzen ein lohnendes Ziel ist. Noch interessanter ist sicher eine Fußpirsch, die in einigen unserer Reiseprogramme bereits fester Bestandteil ist oder zusätzlich gebucht werden kann. Es ist Abend geworden und in der Luft ist nun deutlich der Brandgeruch wahrnehmbar, der vom Mt. Meru herunterweht.


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